Sr. M. Berchmana Leidenix
Sr. M. Berchmana Leidenix wurde am 28. November 1865 in Enzerdorf an der Fischa, östlich von Wien, geboren. Die kleine Familie geriet in bittere Not. Aber der Ruf der guten Mutter Franziska und ihrer Schwestern in der Fasangasse, die arme Kinder gratis aufnahmen, hatte sich schnell verbreitet und so kam es, dass die beiden Töchter, Caroline Anna und Mathilde (geboren 1868, später Sr. M. Bernarda FDC), bald zu den Zöglingen im Kinderheim der Marienanstalt gehörten. In ihrer kleinen Schrift „Erinnerungen aus meiner Jugendzeit“ schildert Sr. Bernarda ihre Erinnerungen an ihre Kindheit hier. Diese kleine Schrift ist für die Schwestern besonders interessant, weil die Kinder damals auf engem Raum mit den ersten Schwestern, insbesondere auch mit der Gründerin, der Dienerin Gottes Franziska Lechner, zusammenlebten.
Schwester Berchmana wurde in Kinderpflege ausgebildet und unterrichtete auch kurze Zeit an der Schule der Marienanstalt. Im Besitz von drei Diplomen wurde sie Ende 1883 nach Sarajevo versetzt.
Sie erlernte die kroatische Sprache sehr schnell und sehr gut und legte erfolgreich Zulassungsprüfungen zum Unterricht an deutschsprachigen Schulen in insgesamt 14 Fächern ab. Sie unterrichtete in Sarajevo, Tuzla, Breške und in Pale. Auch in der Kinderkrankenpflege war sie tätig.
Als Novizenmeisterin half sie, die jungen Ordensmitglieder zu bilden und anzuleiten. Eine ihrer Novizinnen, Sr. Andrina Navoj FDC, erinnert sich, hochbetagt, an ihre Meisterin, die sanft und freundlich war, aber großen Wert auf Selbstdisziplin und Ordnung legte. Sie war weder streng noch unbeugsam. Sie wurde von allen Novizinnen tief respektiert. In ihren Erinnerungen lebt sie als eine große, tugendhafte Ordensfrau. Besonders betonen sie ihre Entschlossenheit Gutes zu tun, ihre Pünktlichkeit, Gerechtigkeit, Selbstbeherrschung, Frömmigkeit und ihre große Liebe zu den Armen. Die Schwestern hörten sie auch sagen, dass sie als Martyrerin sterben wolle.
Man nannte sie die „Türkenschwester“, als sie in Breške bei Tuzla jede Gelegenheit wahrnahm, die Kinder der Türken ebenso wie alle anderen gut zu betreuen, wenn sie krank waren. Sie ließ aber auch keine Gelegenheit aus, diese Kinder Schreiben und Lesen zu lehren. Hier müssen wir bedenken, dass damals, Ende des 19. Jahrhunderts, in Bosnien auf dem Land, ein Mensch, der Lesen und Schreiben konnte, eine unerhörte Sensation war, bemerkt Baković, ein profunder Kenner der Materie. Als sie 1923, nach der Schließung der deutschsprachigen Schulen mit dem Zerfall der Monarchie, nach Pale versetzt wurde, gab Sr. Berchmana dort neben anderen Arbeiten katholischen, orthodoxen, muslimischen und jüdischen Kindern Privatunterricht in der deutschen Sprache.
Unter den serbisch-orthodoxen Einwohnern von Pale war sie in den letzten Jahren ihres Lebens als die „Mutter der Serben“ bekannt, weil sie ihnen so viel Gutes tat und die Orthodoxen nie anders behandelte als die Katholiken.
Während des Ersten Weltkrieges hatte Sr. Berchmana im Lazarett in Višegrad gepflegt, alle mit der gleichen Hingabe und Selbstlosigkeit, ob Soldaten der Österreich-Ungarischen oder der serbischen Armee. Sie erntete dafür viel Anerkennung und Lob, auch Auszeichnungen. Die Österreicher ebenso wie die Serben nannten sie die „Mutter der Soldaten“.
Gerade sie konnte sich nicht vorstellen, dass die orthodoxen Serben ihr etwas Böses antun würden. Sie lehnte eine Evakuierung der Schwestern ab. Sie hatten niemandem etwas Böses getan und das Gute, das sie getan hatten, galt allen Menschen, den Katholiken und den Serben gleichermaßen.